Matthias Matussek "Schuldenakrobatik als Leistungsfach"
Donnerstag, 17. März 2011
20:00 Uhr, Black Box, Gasteig
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Die Schilderung des drohenden Staatsbankrotts im zweiten Teil der Faust-Tragödie wird begleitet von der hochaktuellen Einsicht: „Welch ein Unheil muß auch ich erfahren! / Wir wollen alle Tage sparen / Und brauchen alle Tage mehr.“ Und für die drohende Abkoppelung der Finanzwirtschaft von der Realwirtschaft durch Mephistos Erfindung des Papiergeldes lautet der Kommentar: „Unmöglich war’s die Flüchtigen einzufangen: / Mit Blitzeswink zerstreute sich’s im Lauf.“ Hinzu kommt als begleitendes Phänomen bei Goethe die Habgier, die Matthias Matussek kürzlich in einer Analyse der Bedeutung der „sieben Todsünden“ untersucht hat. In Gespräch und Rezitation sollen Aspekte
der Aktualität Goethes im Lichte der gegenwärtigen Finanzkrise erörtert werden.
Jahrgang 1954, studierte Matussek Amerikanistik und vergleichende Literaturwissenschaften an der FU in Berlin, und kam über den Berliner ABEND und den STERN zum SPIEGEL. Vom Fall der Mauer bis zum Tag der deutschen Einheit berichtete er als Sonderkorrespondent aus Ost-Berlin und erhielt für eine seiner Reportagen den Kischpreis. Ab 1992 leitete er das SPIEGEL-Büro in New York, und in den folgenden Jahren die Redaktionsvertretungen in Rio de Janeiro
und London. Von 2005 bis 2007 führte er das Kulturressort. Matussek schrieb Romane, Theaterstücke, Kurzgeschichten und griff, etwa mit der „Vaterlosen Gesellschaft“, immer wieder in Debatten ein. Sein Buch „Wir Deutschen“ stand 2006 dreizehn Wochen lang auf der Bestsellerliste. Für den SWR moderiert er das TV-Feuilleton „Matussek trifft“. Außerdem bestreitet er einen wöchentlichen Video-Blog auf Spiegel online, der mit dem „Goldenen Prometheus“
ausgezeichnet wurde. Matussek ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt in Hamburg.